
Was ist chronischer Stress?
Der Begriff „Stress“ beschreibt den Vorgang, wie der menschliche Körper auf sämtliche Formen von Anstrengung oder Bedrohung reagiert. Sobald Sie die Gefahr erkennen (ob real oder eingebildet), erfolgt die Verteidigung des menschlichen Körpers in einem schnellen und automatischen Prozess, der auch „Kampf-oder-Flucht-Reaktion” oder „Stressreaktion“ genannt wird. Die Stressreaktion ist ein natürlicher Schutz des Körpers. Dank der körpereigenen Stressreaktion bleiben Sie konzentriert und wachsam bei einem hohen Energielevel.

Im Notfall können Stressreaktionen Ihr Leben retten, indem Sie zusätzliche Kräfte mobilisieren, um sich zu verteidigen oder zum Bremsen zu zwingen und so einen Auffahrunfall zu vermeiden. Stress hilft Ihnen außerdem dabei, sich täglichen Herausforderungen stellen zu können. Er aktiviert sämtliche Nerven während einer Präsentation und schärft Ihre Konzentration oder bringt Sie letztendlich dazu, für einen Test zu lernen, auch wenn Sie lieber fernsehen würden.
Irgendwann ist Stress allerdings nicht mehr förderlich und kann Ihre Beziehungen, Gesundheit, Stimmung, Produktivität und Lebensqualität ernsthaft beeinträchtigen. Sie fühlen sich oft überfordert? Dann ist der Zeitpunkt gekommen, mit richtigen Maßnahmen das eigene Nervensystem wieder auszugleichen. Indem Sie lernen, erste Anzeichen einer chronischen Stressüberlastung zu erkennen und erste Schritte zu unternehmen, um deren schädliche Auswirkungen zu verringern, können Sie sich schützen und Ihre Gedanken und Ihre Gefühle verbessern.
Kampf-oder-Flucht-Reaktion: Was geschieht im Körper?
Wenn eine unmittelbare Gefahr besteht, setzt Ihr Nervensystem zahlreiche Stresshormone frei, darunter Adrenalin und Cortisol, die Energie für Notsituationen liefern. Ihr Herz schlägt schneller, Ihre Muskeln spannen sich an, der Blutdruck steigt, Ihre Atmung beschleunigt sich und Ihre Sinne schärfen sich. Diese körperlichen Veränderungen erhöhen Kraft und Ausdauer, beschleunigen die Reaktionszeit und verbessern den Fokus. So bereitet sich der Organismus darauf vor, Gefahren zu bekämpfen oder ihnen zu entfliehen.
Das sind die Folgen von chronischem Stress
Das menschliche Nervensystem kann kaum zwischen emotionalen und physischen Gefahren unterscheiden. Wenn Sie aufgrund von Streitigkeiten, dringenden Arbeitsterminen oder Unmengen von Rechnungen gestresst sind, reagiert Ihr Körper genauso stark, als ob Sie einer realen Gefahrensituation gegenüberstehen. Und je aktiver Ihr Notstresssystem reagiert, desto einfacher wird es auszulösen sein. Dieser Umstand erschwert wiederum ein Abschalten der Betroffenen.
Wenn Sie öfter gestresst sind, wird auch der Körper einen Großteil der Zeit unter Spannung stehen. Dies kann schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen. Chronischer Stress beeinträchtigt nahezu alle Systeme in Ihrem Körper. Stressreaktionen unterdrücken das Immunsystem, verbrauchen Vitamine und Mineralstoffe, stören das Verdauungssystem, erhöhen das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte und beschleunigen den Alterungsprozess. Sie sind sogar in der Lage, das Gehirn neu zu verdrahten. Dieser Umstand macht Betroffene anfälliger für psychische Gesundheitsprobleme wie Angstzustände und Depressionen.
Zu den durch Stress verursachten oder verschärften Gesundheitsproblemen gehören:
- Depression und Ängste
- Schmerzen jeglicher Art
- Schlafstörungen
- Autoimmunerkrankungen
- Verdauungsprobleme
- Hauterkrankungen wie Ekzeme
- Herzkrankheiten
- Gewichtsprobleme
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
Anzeichen und Symptome einer chronischen Stressüberlastung
Das Gefährlichste an chronischem Stress ist, dass er sich leicht einschleichen kann. Betroffene gewöhnen sich schnell an den neuen Zustand. Er fühlt sich normal an, sogar vertraut. Selbst wenn Sie einen hohen Preis zahlen, werden Sie nicht bemerken, inwieweit Sie davon betroffen sind. Daher ist es wichtig, die häufigsten Warnzeichen und Symptome einer Drucküberlastung zu verstehen.
Kognitive Symptome:
- Konzentrationsprobleme
- schlechtes Urteilsvermögen
- Neigung, nur das Negative zu sehen
- ängstliche und rasende Gedanken
- ständige Sorge
Emotionale Symptome:
- Depression und Burnout
- Ängste
- Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Wut
- Gefühl des Überwältigtseins
- Einsamkeit und Isolation
- weitere psychische oder emotionale Gesundheitsprobleme
Körperliche Symptome:
- Beschwerden und Schmerzen
- Durchfall oder Verstopfung
- Übelkeit, Schwindel
- Brustschmerzen, schnelle Herzfrequenz
- Verlust des Sexualtriebs •
- häufige Erkältungen oder Grippe
Verhaltenssymptome:
- erhöhter Appetit oder Appetitverlust
- zu viel oder zu wenig Schlaf
- Rückzug von Mitmenschen
- Vernachlässigung von Verantwortlichkeiten
- Alkohol, Zigaretten oder Drogen sollen entspannen
- verstärkte Stressreaktionen (z. B. Nägelkauen)

Was sind die Ursachen von chronischem Stress?
Situationen und Faktoren, die Stress auslösen, werden auch „Stressoren“ genannt. Wir denken normalerweise, dass Stressoren negativ sind, wie ein anstrengender Arbeitsplan oder eine komplizierte Beziehung. Sämtliche Umstände, die hohe Anforderungen an Sie stellen, können ebenfalls stressig sein. Dazu gehören auch positive Aktivitäten wie ein Hauskauf, die Hochzeitsplanung oder eine Beförderung. Nicht jede Stressreaktion wird durch äußere Faktoren ausgelöst.
Wenn Sie sich zu viele Sorgen darüber machen, was passieren kann oder nicht und pessimistische, doch meist irrationale Gedanken haben, kann Stress auch selbst erzeugt innerlich entstehen. Letztlich sind die Ursachen von Stress in der Regel zum Teil von Ihrer eigenen Wahrnehmung verbunden. Was für Sie stressig ist, würde andere überhaupt nicht stören.
Während einige von uns beispielsweise Angst haben, vor einem Publikum zu sprechen, leben andere gern im Rampenlicht. Wenn die eine Person unter Druck noch wachsen kann und trotz einer engen Frist die beste Leistung erbringt, schaltet eine andere schon ab, wenn die Arbeitsnachfrage steigt. Und während Sie gern bei der Pflege Ihrer Eltern helfen, empfinden Ihre Geschwister die neuen Anforderungen möglicherweise überwältigend und stressig.
Häufige äußere Ursachen für Stress sind:
- Veränderungen im Leben
- Arbeit oder Schule
- Beziehungsprobleme
- finanzielle Probleme
- keine Freizeit
- Kinder und Familie
Wichtige innere Ursachen für Stress sind:
- Pessimismus
- die Unfähigkeit, Unsicherheit zu akzeptieren
- starres Denken, mangelnde Flexibilität
- negative Selbstgespräche
- unrealistische Erwartungen und Perfektionismus
- Alles-oder-nichts-Haltung
Die Top 10 der Stressauslöser
Laut der Stressskala von Holmes und Rahe gehören zu den zehn stressigsten Lebensereignissen für Erwachsene:
- Tod eines Ehepartners
- Scheidung
- Trennungen
- Haft
- Tod eines nahen Familienmitglieds
- Verletzungen oder Krankheit
- Ehe
- Jobverlust
- Auflösung der Ehe
- Pensionierung
Chronischer Stress: Was stresst mich?
Unabhängig davon, welche Situation oder welches Ereignis Sie stört, gibt es Möglichkeiten, Probleme zu lösen und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Zu den wichtigsten Stressquellen im Leben gehören:
Steigende Belastungen bei der Arbeit
Obwohl ein gewisser Stress am Arbeitsplatz in praktisch jeder Branche üblich ist, kann übermäßiger Stress Ihre körperliche und geistige Gesundheit, zwischenmenschlichen Beziehungen, Ihre Produktivität und Leistung sowie Ihr Privatleben beeinträchtigen. Stressreaktionen können sogar die Balance zwischen Erfolg und Misserfolg im Job bestimmen. Abgesehen von Ihren beruflichen Anforderungen und persönlichen Ambitionen sollten Sie jedoch Maßnahmen einleiten, um sich vor den gefährlichen Folgen von Stress zu schützen, die Arbeitszufriedenheit zu steigern und das Wohlbefinden am und außerhalb des Arbeitsortes zu verbessern.
Arbeitsplatzverlust
Arbeitslosigkeit ist eine der anstrengendsten Erfahrungen im Leben. Betroffene sind wütend, verletzt oder depressiv und besorgt darüber, was in Zukunft passieren wird. Das Verlieren eines Arbeitsplatzes und die Arbeitslosigkeit bringen gleichzeitig viele Veränderungen mit sich, die Ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen können. Obwohl der Druck überwältigend zu sein scheint, können Sie zahlreiche Schritte unternehmen, um in dieser belastenden Zeit stärker und widerstandsfähiger zu werden und einen neuen Sinn für Ziele zu haben.
Stress in der Pflege
Die Pflegeanforderungen können besonders anstrengend sein, gerade wenn Sie sicher sind, die Situation nicht kontrollieren zu können. Wenn dieser Stress nicht kontrolliert wird, kann dies Ihre Beziehungen, Ihre Gesundheit und Ihren Geisteszustand beeinträchtigen und schließlich zu Burnout führen. Sie können jedoch viele Maßnahmen ergreifen, um den Druck in der Pflege zu verringern und Ihr Gleichgewicht, die Freude und die Hoffnung wiederzugewinnen.
Trauer und Verlust
Der Umgang mit einem Verlust ist einer der wichtigsten Stressfaktoren des Lebens. Oft fühlen sich die Schmerzen und die Trauer überwältigend an. In dieser Situation erleben Betroffene die verschiedensten Arten von unerwarteten und schwierigen Emotionen. Sie reichen von Schock und Wut über Unglauben und Schuldgefühlen bis hin zu tiefer Traurigkeit. Natürlich gibt es weder richtige noch falsche Wege der Trauer Ausdruck zu verleihen. Doch gibt es gesunde Möglichkeiten, um mit Schmerzen umzugehen. Im Laufe der Zeit kann dieser Umgang Ihre Trauer lindern und Ihnen helfen, mit Verlusten umzugehen, einen neuen Lebenssinn zu finden und Ihr Leben gestärkt fortzusetzen.
Ab wann ist der Druck zu groß?
Da chronischer Stress ernsthafte Schäden provozieren kann, ist es wichtig, Ihre eigenen Grenzen zu kennen. Das Druckempfinden variiert jedoch sehr stark. Einige Menschen sind in der Lage, mit Rückschlägen im Leben fertig zu werden, während andere dazu neigen, zusammenzubrechen, wenn sie auf kleine Hindernisse oder Rückschläge stoßen. Viele Menschen profitieren vom Stress eines aufregenden Lebensstils. Zu den Merkmalen, die die persönliche Stresstoleranz beeinflussen, zählen:
Ihr persönlicher Netzwerk
Der starke Kreis aus Freunden und Familienmitgliedern, die sich gegenseitig unterstützen, kann den täglichen Druck erheblich verringern. Wenn Sie jemanden haben, auf die Sie immer bauen können, scheint der Stress des Lebens nicht so unerträglich zu sein. Andererseits steigt das Risiko einer Überlastung, je isolierter und einsamer Sie leben.
Die Sicherheit von Kontrolle
Sobald Sie Vertrauen in Ihre Fähigkeit und sich selbst haben, sich zutrauen, Herausforderungen zu meistern und Ereignisse zu beeinflussen, ist es einfacher, Stress im täglichen Leben in Kauf zu nehmen. Wenn Sie jedoch glauben, dass Sie Ihr Leben nur wenig kontrollieren können und dass Sie den Umständen und Ihrer Umgebung ausgeliefert sind, wird Stress Sie eher vom Kurs abbringen.
Die eigene Einstellung
Wie Sie Ihren Alltag und seine notwendigen Herausforderungen betrachten, macht einen wesentlichen Unterschied in Ihrer Stressresistenz aus. Wenn Sie ein eher hoffnungsvoller und optimistischer Mensch sind, sind Sie auch weniger anfällig für Stress. Stressresistente Personen neigen dazu, humorvoller zu sein und Herausforderungen anzunehmen. Außerdem glauben sie an einen höheren Sinn im Leben und akzeptieren Krisen als einen unvermeidlichen Teil des Lebens.
Ihr Vermögen, mit Emotionen umzugehen
Wenn Sie bei Trauer, Wut und Sorgen nicht wissen, wie Sie wieder abschalten können, bleiben Sie eher aufgeregt und gestresst. Das Wissen um Ihre Emotionen und mit ihnen angemessen umzugehen, erhöht Ihren emotionalen Widerstand gegenüber Stress und hilft Ihnen dabei, sich von den Widrigkeiten des Lebens zu erholen.
Die richtige Vorbereitung
Mit wachsendem Wissen über Stresssituationen, darunter die Dauer und die zu erwartenden Ergebnisse, umso einfacher wird es für Sie, die Situation zu handhaben. Wenn Sie beispielsweise ein realistisches Bild davon haben, was Sie nach einer Operation zu erwarten haben, erzeugt eine schmerzvolle Genesung weniger Stress, als wenn Sie mit einer sofortigen Erholung rechnen würden.
Was hilft gegen chronischen Stress?
- regelmäßige Bewegung
- der Austausch mit anderen
- Sinne aktivieren
- Entspannungsübungen wie tiefes Atmen, Meditation und Yoga
- gesunde Ernährung durch Vitamine und Mineralstoffe
- Schlaf verbessern und Ruhe finden