In diesem Wissensartikel informieren wir über:
- Lage und Größe der Schilddrüse
- Welche Aufgaben hat die Schilddrüse?
- Wie funktioniert die Schilddrüse genau?
- Wie bleibt meine Schilddrüse gesund?
- Schilddrüsenuntersuchungen im Rahmen der jährlichen Routine
- Wann soll ich die Schilddrüse sonst noch untersuchen lassen?
Lage und Größe der Schilddrüse
Das kleine Organ liegt unterhalb des Kehlkopfes, genauer gesagt unterhalb des Schildknorpels des Kehlkopfes (daher auch der Name) und ist auch unter dem Begriff Schmetterlingsdrüse bekannt. Denn mit ihren beiden Seitenlappen oder auch Hauptlappen und dem verbindenden Mittellappen sieht sie einem Schmetterling ähnlich. Hinter jedem Schilddrüsenlappen liegen in der Regel noch zwei Nebenschilddrüsen, die etwa reiskorngroß sind. Wobei Anzahl und genaue Lage dieser Drüsen variieren können. Bei rund 90 Prozent der Menschen befinden sich diese allerdings wie beschrieben hinter den Hauptlappen. In unmittelbarer Nähe zur Schilddrüse liegen außerdem die zarten Stimmbandnerven. Diese sind maßgeblich an der Sprach- und Stimmbildung beteiligt und verlaufen direkt zur Kehlkopfmuskulatur. Wenn die Schilddrüse gesund ist, hat sie bei einem Erwachsenen etwa die Größe einer Walnuss und wiegt zwischen 18 (bei Frauen) und 25 Gramm (bei Männern).
Welche Aufgaben hat die Schilddrüse?
Die Schilddrüse bildet die beiden Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Die Abkürzungen geben den Jodanteil an, T4 bedeutet vier Jod-Atome, T3 bedeutet einen Anteil an drei Jod-Atomen. Thyroxin gilt hier als Prohormon und Trijodthyronin stellt die biologisch aktive Form dar. Der überwiegende Teil von T3 und T4 wird im Blut an spezielle Eiweiße gebunden und so zu den Organen transportiert. Ein kleiner Anteil an T3 und T4 wird auch als freie Hormone bezeichnet. Diese werden direkt in die Körperzellen geschleust und aktivieren dort den Zellstoffwechsel. Grundsätzlich geben T3 und T4 dem gesamten Stoffwechsel das Tempo vor. Das bedeutet, dass Sauerstoff- und Energieverbrauch, Körpertemperatur, Mineralstoff- und Wasserhaushalt davon beeinflusst sind. Somit wird rasch klar, dass dieses verhältnismäßig kleine Organ die wichtigsten Funktionen in unserem Körper steuert. Nämlich Stoffwechsel, Herz-Kreislaufsystem, Magen und Darm, Muskeln und Nervensystem. Auch das seelische Wohlbefinden, die Sexualität und die Fruchtbarkeit werden von der Schilddrüse beeinflusst. Beim heranwachsenden Kind wird die gesamte körperliche und geistige Entwicklung – vom Mutterleib bis zum jugendlichen Alter – von der Schilddrüse gesteuert.
Wie funktioniert die Schilddrüse genau?
Oder anders gefragt: Wie weiß die Schilddrüse, wie viele Hormone sie produzieren muss? Die Produktion und Freisetzung der Schilddrüsenhormone werden durch Teile des Gehirns gesteuert. Und zwar von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und dem Hypothalamus, einem Abschnitt im Zwischenhirn, der direkt über der Hypophyse liegt. Diese beiden „Kontrollorgane“ überwachen den Hormonspiegel im Blut. Sobald dieser absinkt, gibt die Hirnanhangdrüse den Botenstoff TSH frei, dadurch setzt die Schilddrüse verstärkt Hormone frei. Bei einem zu hohen Schilddrüsenhormonwert im Blut wird so lange kein TSH freigesetzt, bis der Hormonspiegel wieder passt. Die Hypophyse ihrerseits wird vom Hypothalamus mit Hilfe des Hormons TRH kontrolliert.
Wo genau entfalten die Schilddrüsenhormone ihre Wirkung?
Im Grunde genommen beeinflusst die Schilddrüse fast alle wichtigen Körperfunktionen. Die Schilddrüsenhormone haben Einfluss auf die Herzaktivität (normaler Herzschlag oder ggf. auch Herzrasen), wirken außerdem auf den Kreislauf und regeln den Blutdruck. Überdies aktivieren sie den Fett- und Bindegewebestoffwechsel, regeln die Körperwärme über die Schweiß- und Talgdrüsen der Haut und aktivieren die Nieren- und Darmtätigkeit. Schilddrüsenhormone sind außerdem wichtig für Wachstumsvorgänge im Körper und steuern den Energieverbrauch des gesamten Organismus. Bei einer zu großen Ausschüttung der Schilddrüsenhormone läuft der Körper auf zu hohem Energielevel. Das kann sich beispielsweise durch Unruhe, Herzrasen oder Gewichtsabnahme trotz Heißhunger äußern. Bei einer zu geringen Ausschüttung wiederum fehlt dem Körper Energie und er verringert seine Leistung.
Wie bleibt meine Schilddrüse gesund?
Spätestens jetzt wird klar, warum eine gut funktionierende Schilddrüse wesentlich für einen gesunden Körper und auch das seelische Wohlbefinden ist. Denn dieses kleine Organ ist in die wichtigsten Kreisläufe des Körpers involviert, für unsere Energie verantwortlich und hat auch Einfluss auf die psychische Verfassung. Daher hier die aus unserer Sicht wichtigsten Tipps, um eine gesunde Schilddrüse möglichst gut zu unterstützen:
Tipp 1: Jod aufnehmen
Jod ist wichtig für die Schilddrüse und muss über die Nahrung zugeführt werden, da es der Körper nicht selbst herstellen kann. Daher sollte man auf eine jodhaltige Ernährung achten. Fisch und grüne Gemüsesorten aus nachhaltiger Herstellung (Brokkoli, Spinat, Feldsalat) sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Vorsicht ist allerdings bei bestimmten Algensorten geboten, die einen extrem hohen Jodgehalt haben, wie etwa die Braunalgenarten Wakame und Kombu. Schwangere, aber auch stillende Frauen haben übrigens einen erhöhten Jodbedarf und sollten das jedenfalls mit ihrem Arzt oder ihrer Hebamme besprechen.
Tipp 2: Auf Selen in der Nahrung achten
Das Spurenelement Selen ist essentiell für das Immunsystem, schützt Körperzellen vor freien Radikalen und unterstützt die Balance der Schilddrüsenhormone. Dabei ist Selen für die Bildung der biologisch aktiven Form (T3) mitverantwortlich. Das Spurenelement ist unter anderem in Nüssen (Sonnenblumenkerne, Paranüsse), Haferflocken, Vollkornreis und Vollkornbrot, Eiern und Rindfleisch enthalten.
Tipp 3: Stress möglichst reduzieren
Dauerhafter Stress ist generell nicht gut für uns. Denn wenn wir ständig unter Strom stehen, produzieren wir zu viele Stresshormone. Diese wiederum können Hypothalamus und Hypophyse bei der Steuerung der Schilddrüse behindern. Außerdem werden bei andauernden Stressreaktionen entzündungsfördernde Stoffe aus dem Immunsystem freigesetzt. Auch diese können die Schilddrüsenfunktion beeinflussen. Denn die Schilddrüse ist ein sensibles Organ. Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen können bei Stress stärker reagieren (Stimmungsschwankungen, Erschöpfungszustände usw.). Aber auch gesunde Menschen sollten regelmäßig auf genügend Aus- und Ruhezeiten achten und vor allem bei langanhaltenden Stresssituationen aktiv etwas verändern. Entspannungstechniken, wie beispielsweise Atemübungen, aber auch Yoga, Sport und ausreichend Schlaf können dabei unterstützen. Wo wir gleich beim nächsten Punkt wären.
Tipp 4: Für ausreichend und guten Schlaf sorgen
Ein regelmäßiger und ausreichender Schlaf wird vor allem in Stressphasen oftmals unterschätzt. Hier können Einschlafrituale guttun: Ein entspannendes Bad oder ein paar Atemübungen, sanfte Meditation oder auch ein wohltuender Tee mit Melisse, Johanniskraut, Lavendel oder Passionsblume. Wer bis kurz vorm Schlafengehen vor dem Fernseher oder Computer sitzt, wird vermutlich Schwierigkeiten haben, in einen erholsamen Schlaf zu finden. Hier muss man experimentieren, was einem gut tut. Wichtig sind jedenfalls Regelmäßigkeit und auch Schlafdauer: Wer regelmäßig sieben bis acht Stunden schläft, tut seiner Schilddrüse etwas Gutes.
Schilddrüsenuntersuchung im Rahmen der jährlichen Routine
Grundsätzlich wird die Schilddrüse im Rahmen des jährlichen Gesundheits-Checks mit untersucht. Bei dieser Vorsorgeuntersuchung (meist beim Hausarzt durchgeführt), wird der TSH Wert über das Blut überprüft. Erst wenn dieser Wert wirklich auffällig ist, daher von der empfohlenen Norm (TSH 0 – 4 bei einem Erwachsenen) abweicht, wird der Patient zu einem niedergelassenen Nuklearmediziner oder ins Krankenhaus (Abteilung Nuklearmedizin) überwiesen. Hier wird die Schilddrüse dann genauer untersucht. Im ersten Schritt bedeutet das ein Abtasten sowie ein Ultraschall Bild bzw. nochmals eine Blutabnahme, um weitere Parameter zu bestimmen: TSH, fT3, fT4 (Hormone), aTPO, aTG (Schilddrüsenantikörper), Calcitonin (Protein in der Schilddrüse) usw. Wird ein Knoten gefunden, wird außerdem eine Szintigraphie durchgeführt. Bei dieser bildgebenden Untersuchung wird mit Hilfe einer radioaktiven Substanz Form, Lage und Größe sowie auch Funktion der Schilddrüse (v.a. Jodaufnahmefähigkeit und Hormonproduktivität) sichtbar gemacht. Und man kann mit einer Schilddrüsenszintigrafie vor allem gut- und bösartige Tumore diagnostizieren bzw. unterscheiden. Wenn erforderlich, wird noch eine Biopsie (Entnahme einer kleinen Gewebsmenge) gemacht.
Wann soll ich die Schilddrüse sonst noch untersuchen lassen?
Generell gilt wie bei jeder anderen Erkrankung auch hier: Je früher eine Fehlfunktion erkannt wird, desto besser sind die Erfolgschancen bei einer Behandlung. Wie schon erwähnt, wird der TSH Wert jährlich im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung gecheckt. Weil die TSH Norm allerdings eine relativ große Spanne hat, sollte unter Umständen trotzdem eine Schilddrüsenerkrankung in Betracht gezogen werden, wenn bestimmte Symptome auftreten.
Daher sollte man zum Arzt gehen, wenn man ein Kloß- oder Druckgefühl im Hals verspürt, länger andauernde Müdigkeit, Nachtschweiß, plötzliche (und unerklärliche) Gewichtszu- oder -abnahme, Schlafstörungen oder Herzrasen feststellt. Auch ständiges Frieren, Probleme mit Haut, Haaren und Nägeln sowie ein unerfüllter Kinderwunsch können mit der Schilddrüse zusammenhängen.
Die erste Anlaufstelle ist am einfachsten der Hausarzt. Dieser setzt dann weitere notwendige Schritte in Gang. Natürlich kann man auch gleich zum Nuklearmediziner oder ins Krankenhaus gehen. Allerdings ist die Wartezeit beim niedergelassenen Arzt erfahrungsgemäß kürzer bzw. die Beratung umfangreicher. Auch beschäftigen sich einige Ärzte mit positiven Auswirkungen von zugeführten Nährstoffen und empfehlen diese zusätzlich zu einer klassischen Behandlung.